Zitat aus einem Kommentar unter einem unserer Facebook-Beiträge:

„Die Parolen ‚Adopt, don’t Shop‘ kommt ja ursprünglich nicht aus dem Tierschutz, sondern wurde von den Tierrechts Terroristen, ahhh Aktivisten PETA ins Leben gerufen. Sie dienen auch nicht dem Tierschutz, sondern dem erklärten Ziel von PETA, das Halten von Heim- und Nutztieren komplett zu verbieten.“

Dieser Kommentar, der unter einem unserer Facebook-Beiträge hinterlassen wurde, wirft ein kontroverses Licht auf den bekannten Slogan „Adopt, don’t shop“. Er suggeriert, dass die Parole nicht aus dem Tierschutz stammt und dass PETA, die Organisation, die oft mit diesem Slogan in Verbindung gebracht wird, radikale Ziele verfolgt, die weit über den Schutz von Tieren hinausgehen. Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Behauptung? In diesem Beitrag analysieren wir den Ursprung des Slogans, die Rolle von PETA und die Frage, ob „Adopt, don’t shop“ tatsächlich dem Tierschutz dient oder ob es Teil einer größeren, radikalen Agenda ist. Wir stützen uns auf verlässliche Quellen und bieten eine differenzierte Sicht auf ein Thema, das Tierfreunde weltweit spaltet.


1. Der Ursprung des Slogans „Adopt, don’t shop“Entgegen der Behauptung im Kommentar stammt der Slogan „Adopt, don’t shop“ nicht von PETA, sondern von der US-amerikanischen Tierschutzorganisation Last Chance for Animals (LCA). LCA wurde 1984 gegründet und setzt sich gegen Tierquälerei und die Ausbeutung von Tieren ein, insbesondere in der industriellen Tierhaltung. In den späten 1980er Jahren entwickelte LCA die Kampagne „Adopt, don’t shop“, um auf ein drängendes Problem aufmerksam zu machen: die Überbevölkerung in Tierheimen und die grausamen Praktiken in sogenannten Puppy Mills, also Massenzuchtanlagen, in denen Tiere unter erbärmlichen Bedingungen gezüchtet werden.

Die Idee hinter dem Slogan war klar: Menschen sollten dazu ermutigt werden, Tiere aus Tierheimen zu adoptieren, statt sie in Tierhandlungen oder bei unseriösen Züchtern zu kaufen. In den USA landen jährlich etwa 6,5 Millionen Hunde und Katzen in Tierheimen, von denen viele aufgrund von Überfüllung eingeschläfert werden müssen (laut ASPCA-Daten). Der Slogan zielt darauf ab, die Nachfrage nach Tieren aus Puppy Mills zu reduzieren, indem die Adoption von obdachlosen Tieren gefördert wird.

Damit ist die Kampagne eindeutig im Tierschutz verwurzelt, da sie das Leid von Tieren in Massenzuchten und die Überbevölkerung in Tierheimen adressiert.PETA, die Organisation „People for the Ethical Treatment of Animals“, hat den Slogan später übernommen und durch ihre medienwirksamen Kampagnen stark populariert. Beispielsweise nutzte PETA den Slogan in Merchandise wie T-Shirts oder in Werbeanzeigen mit Prominenten wie dem Schauspieler Gregg Sulkin (2020) oder in Deutschland mit Dragqueen Olivia Jones (2024).

Dennoch ist PETA nicht der Ursprung des Slogans – diese Behauptung im Kommentar ist also falsch. Der Slogan wurde von LCA entwickelt, einer Organisation, die zwar auch Tierrechtsziele verfolgt, aber weniger radikal als PETA agiert und sich klar auf Tierschutz konzentriert.


2. PETA: Aktivisten oder „Tierrechts-Terroristen“?

Die Bezeichnung „Tierrechts-Terroristen“ im Kommentar ist ein polemischer Vorwurf, der oft von Kritikern PETAs verwendet wird, insbesondere von Interessengruppen wie dem Center for Consumer Freedom, das von der Agrar- und Lebensmittelindustrie unterstützt wird. PETA, 1980 von Ingrid Newkirk und Alex Pacheco gegründet, ist eine der bekanntesten und umstrittensten Tierrechtsorganisationen weltweit. Ihre Methoden – von Nacktprotesten über Schockbilder bis hin zu Boykotten – sind konfrontativ und polarisierend. Doch ist der Vorwurf des „Terrorismus“ gerechtfertigt?

PETA distanziert sich offiziell von Gewalt und operiert als legale Non-Profit-Organisation. Allerdings gibt es Kritikpunkte, die diesen Vorwurf befeuern. In der Vergangenheit unterstützte PETA Personen oder Gruppen, die mit der Animal Liberation Front (ALF) in Verbindung stehen, einer Organisation, die in den USA als terroristisch eingestuft wird, da sie illegale Aktionen wie das Befreien von Versuchstieren durchführt. PETA selbst hat solche Aktionen nicht durchgeführt, sondern z. B. Spenden an ALF-nahe Personen geleistet, was Kritiker als Sympathie für radikale Mittel werten. In Deutschland und der EU gilt PETA als Tierrechtsorganisation, die durch ihre provokanten Kampagnen auffällt, etwa durch den Vergleich von Tierhaltung mit Sklaverei oder durch Vorwürfe des Sexismus in ihrer Werbung (z. B. Nacktkampagnen).

Ein weiterer Kritikpunkt ist PETAs Euthanasie-Praxis in ihrem eigenen Tierheim in Virginia, USA. Laut Berichten (z. B. von Petakillsanimals.com, einer kritischen Kampagnenseite) hat PETA in manchen Jahren bis zu 97 % der aufgenommenen Tiere eingeschläfert, was sie als „barmherzige Erlösung“ von kranken oder unvermittelbaren Tieren rechtfertigen. Kritiker sehen dies als Widerspruch zu einer „No-Kill“-Philosophie, die viele Tierschutzorganisationen verfolgen. In Deutschland steht PETA weniger für Euthanasie im Fokus, sondern für ihre Anti-Zucht- und Veganismus-Kampagnen.Zusammenfassend: Die Bezeichnung „Terroristen“ ist übertrieben und juristisch nicht haltbar. PETA ist eine radikale Aktivistengruppe, die durch ihre Methoden polarisiert, aber legal agiert. Ihre Ziele und Praktiken sind jedoch umstritten, was die starke Wortwahl im Kommentar teilweise erklärt.


3. Der Zweck von „Adopt, don’t shop“: Tierschutz oder Anti-Tierhaltung?

Die Behauptung, der Slogan diene „nicht dem Tierschutz“, ist eine Vereinfachung, die einer genaueren Betrachtung nicht standhält. Ursprünglich war „Adopt, don’t shop“ ein Aufruf zum Tierschutz: Durch die Förderung von Adoptionen aus Tierheimen sollte die Überbevölkerung reduziert und die Nachfrage nach Tieren aus Puppy Mills gesenkt werden. Viele Tierschutzorganisationen wie die ASPCA oder die Humane Society unterstützen den Slogan, da er das Leid von Millionen obdachloser Tiere adressiert. In den USA werden jährlich etwa 1,5 Millionen Tierheimtiere eingeschläfert, weil sie keinen Platz finden – ein Problem, das durch Adoptionen gemildert werden kann.Allerdings nutzt PETA den Slogan in einem breiteren, radikaleren Kontext.

Für PETA geht es nicht nur um die Bekämpfung von Puppy Mills, sondern um die Abschaffung aller Zuchten, einschließlich ethischer und verantwortungsvoller Züchter. PETA vertritt die Ansicht, dass Haustierhaltung eine Form der Ausbeutung ist. Ingrid Newkirk, die Gründerin, äußerte 1988 in einem Interview mit Newsday: „In the end, I think it would be lovely if we stopped this whole notion of pets altogether.“ Sie beschreibt Haustiere als in einer „abysmal situation“ (elendem Zustand) und plädiert langfristig für eine Welt ohne domestizierte Tiere, da diese „nicht für Menschen existieren“.

PETAs Interpretation von „Adopt, don’t shop“ passt zu diesem Ziel: Sie fördern Adoption als Übergangslösung, während sie gleichzeitig Sterilisationen und ein Ende jeglicher Zucht (inkl. Nutztiere) fordern. In Deutschland betont PETA diesen Ansatz in Kampagnen mit Prominenten wie Álvaro Soler, die auf Adoption und gegen den Kauf von Tieren zielen. Dennoch ist ihr übergeordnetes Ziel radikaler als das vieler Tierschutzorganisationen: Sie streben eine Gesellschaft an, in der Tiere nicht mehr als Eigentum gehalten werden, sei es als Haustiere oder Nutztiere.

Die Behauptung, der Slogan diene „nicht dem Tierschutz“, ist daher falsch, da er ursprünglich und in der breiten Anwendung tierschutzorientiert ist. Allerdings hat der Kommentar einen wahren Kern: PETAs Nutzung des Slogans ist Teil einer Agenda, die über den Tierschutz hinausgeht und die Abschaffung der Tierhaltung anstrebt – allerdings nicht durch ein sofortiges Verbot, sondern durch langfristige Maßnahmen wie Anti-Zucht-Kampagnen und die Förderung von Veganismus.


4. Kontroverse um den SloganDer Slogan „Adopt, don’t shop“ ist nicht unumstritten, selbst innerhalb der Tierschutz-Community.

Kritiker, insbesondere Züchterverbände, sehen ihn als pauschalen Angriff auf alle Zuchten, auch auf verantwortungsvolle, die strenge Standards einhalten (z. B. für Blindenhunde oder spezialisierte Rassen). Sie argumentieren, dass der Slogan Schuldgefühle bei Menschen erzeuge, die Tiere von seriösen Züchtern kaufen, und die Wahlmöglichkeiten einschränke. Ein Artikel von DrAndyRoark.com kritisiert, dass der Slogan oft als „shaming“ (Beschämung) wahrgenommen wird, was die Diskussion über verantwortungsvolle Tierhaltung erschwert.Andererseits betonen Tierschutzorganisationen, dass der Slogan notwendig ist, um auf die Missstände in der Tierindustrie aufmerksam zu machen. In Deutschland gibt es ähnliche Debatten: Während Tierschutzvereine wie der Deutsche Tierschutzbund die Adoption fördern, verteidigen Züchterverbände wie der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) die Bedeutung ethischer Zuchten für gesunde Tiere und genetische Vielfalt.


5. Fazit: Was stimmt an der Behauptung?

Der Kommentar unter unserem Facebook-Beitrag wirft wichtige Fragen auf, enthält aber mehrere Ungenauigkeiten:

  • Falsch: Der Slogan „Adopt, don’t shop“ stammt nicht von PETA, sondern von Last Chance for Animals (LCA) und ist tief im Tierschutz verwurzelt, da er die Überbevölkerung in Tierheimen und die Ausbeutung in Puppy Mills bekämpft.
  • Teilweise richtig: PETA ist eine radikale Tierrechtsorganisation, deren langfristiges Ziel die Abschaffung der Tierhaltung (sowohl von Heim- als auch Nutztieren) ist. Sie nutzen den Slogan, um ihre Anti-Zucht-Agenda zu unterstützen, die über den klassischen Tierschutz hinausgeht. Allerdings geht es nicht um ein „komplettes Verbot“ im Sinne einer sofortigen gesetzlichen Maßnahme, sondern um eine schrittweise Reduzierung durch Sterilisation und Adoption.
  • Falsch: Zu behaupten, der Slogan diene „nicht dem Tierschutz“, ist zu pauschal. Er hat tierschutzorientierte Wurzeln und wird von vielen Organisationen in diesem Sinne genutzt, auch wenn PETA ihn für radikalere Ziele einsetzt.

„Adopt, don’t shop“ bleibt ein mächtiger Aufruf, um obdachlose Tiere zu retten und die Nachfrage nach Massenzuchten zu senken. Gleichzeitig zeigt die Debatte, wie wichtig es ist, zwischen Tierschutz und radikalen Tierrechtsansätzen zu unterscheiden. Für Tierfreunde bedeutet dies: Informierte Entscheidungen treffen – sei es durch Adoption oder den Kauf bei verantwortungsvollen Züchtern. Beide Wege können zum Wohl der Tiere beitragen, solange sie ethisch und verantwortungsvoll sind.


Quellenhinweis:

  • Canine Journal: „Adopt Don’t Shop: Why You Should Consider Adopting a Pet“ (caninejournal.com)
  • Rescuedogs101: „Adopt Don’t Shop: The History and Impact“ (rescuedogs101.com)
  • Vocal Media: „The Origin of Adopt Don’t Shop“ (vocal.media)
  • Last Chance for Animals: Offizielle Website (lc4a.org)
  • PETA: Offizielle Website und Kampagnen (peta.org, peta.de)
  • ASPCA: Statistik zu Tierheimen in den USA (aspca.org)
  • Petakillsanimals.com: Kritik an PETAs Euthanasie-Praktiken
  • DrAndyRoark.com: „The Problem with Adopt Don’t Shop“ (drandyroark.com)
  • Bundeszentrale für politische Bildung (bpb.de): Artikel zu Tierrechtsbewegungen
  • Wikipedia: PETA und Tierrechtsbewegung
  • Newsday, 1988: Interview mit Ingrid Newkirk

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