
Eine Entscheidung fürs Herz, aber auch für den Verstand
Wir merken es ja selbst: auch wir kommen langsam in die Jahre. Der Rücken zwickt mal hier, die Beine sind nicht mehr so leicht wie mit 30, und die Gedanken drehen sich öfter um das Thema „Alter“. Genau deshalb wollen wir uns heute einmal an ein Thema wagen, das sehr sensibel, aber auch unglaublich wichtig ist: die Hundehaltung im Alter.
Es ist ein Thema, das berührt – weil es viel mit Ehrlichkeit, Verantwortung und auch mit Herzblut zu tun hat. Und weil wir wissen: Viele von euch stehen irgendwann vor genau dieser Frage.
Ehrliche Selbstreflexion – der erste Schritt
Die wichtigste Frage ist nicht: „Will ich einen Hund?“ – sondern:
„Kann ich einem Hund gerecht werden – heute, morgen und auch in ein paar Jahren?“
Dazu gehört:
Deine Gesundheit: Bist du in der Lage, täglich rauszugehen – bei Regen, Schnee, Hitze? Auch mehrmals am Tag?
Deine Kraft: Kannst du auch mal mit einem Hund an der Leine umgehen, wenn er sich erschrickt oder plötzlich zieht?
Deine Zukunft: Wer kümmert sich um deinen Hund, wenn du ins Krankenhaus musst oder irgendwann nicht mehr kannst?
Es erfordert Mut, hier ehrlich zu sein – aber genau das schützt dich und deinen Hund vor späterem Leid.
Der passende Hund – Rasse und Konstitution müssen zusammenpassen
Nicht jeder Hund passt zu jedem Menschen. Und gerade im Alter ist es entscheidend, dass deine gesundheitliche Verfassung und die Bedürfnisse des Hundes zueinander passen.
Bist du fit, beweglich und aktiv?
Dann kannst du durchaus einem mittelgroßen, bewegungsfreudigen Hund gerecht werden. Zum Beispiel einem Labrador (aus ruhiger Linie), einem Collie oder einem sportlichen Mischling. Aber Vorsicht: Nimm dir nicht zu viel vor – ein Hochleistungssportler wie ein Border Collie oder Malinois verlangt mehr, als die meisten Senioren dauerhaft geben können.
Bist du beweglich, aber nicht mehr topfit?
Dann sind kleinere, unkomplizierte Hunde ideal: Zwergpudel, Malteser, Havaneser oder Bolonka Zwetna. Sie brauchen Bewegung, aber keine Marathonstrecken, und lassen sich körperlich gut handhaben.
Hast du bereits gesundheitliche Einschränkungen?
Dann ist ein älterer Hund aus dem Tierschutz vielleicht die beste Wahl. Er ist ruhiger, meist stubenrein und dankbar für jedes liebevolle Zuhause. Ein Hundesenior kann dein Leben bereichern, ohne dich körperlich zu überfordern.
Der Alltag mit Hund – Freude und Verantwortung zugleich
Ein Hund bedeutet Struktur:
Feste Zeiten: Gassi, Futter, Ruhe – das bringt Ordnung in deinen Tag.
Bewegung: Auch kleine Spaziergänge sind Gold wert für deine Gesundheit.
Soziale Kontakte: Mit Hund kommst du automatisch ins Gespräch – Einsamkeit hat weniger Chancen.
Aber: Ein Hund kann keinen Tag „Pause“ machen. Er wartet nicht, bis es dir besser geht – er braucht dich immer. Genau deshalb musst du dir bewusst machen: Du bindest dich – jeden Tag, bei jedem Wetter, egal wie es dir geht.
Geistige Fitness – für dich und deinen Hund
Auch ältere Hunde wollen gefordert werden:
Schnüffelspiele und Denkaufgaben halten seinen Kopf wach.
Leichte Übungen wie „Sitz“, „Platz“ oder kleine Tricks machen Spaß.
Ruhige Beschäftigung wie Kausnacks oder Schnüffelteppiche sind ideal für entspannte Tage.
Das Schöne: Während dein Hund lernt, bleibst auch du selbst aktiv und geistig beweglich.
Gesundheit & Tierarzt – unterschätze das nicht
Mit dem Alter steigen die Tierarztkosten – Bist du bereit, diese Verantwortung zu tragen? Regelmäßige Kontrollen, gutes Futter, eventuell Medikamente gehören einfach dazu. Ein Hund ist kein „billiges Hobby“ – er ist ein Familienmitglied.
Hilfe annehmen – niemand muss alles alleine schaffen
Es ist keine Schwäche, sich Unterstützung zu holen.
Gibt es Nachbarn oder Freunde, die einspringen können?
Gibt es einen Gassiservice in deiner Nähe?
Hat deine Familie Lust, dich und deinen Hund zu unterstützen?
Ein Hund ist kein Grund, sich zu überlasten – aber auch kein Grund, aufzugeben. Es gibt Wege, die Haltung zu erleichtern, wenn du dir rechtzeitig Hilfe organisierst.
Hundehaltung im Alter
Ein Hund im Alter ist kein Hindernis – er kann der größte Segen deines Lebens sein. Aber nur dann, wenn du ehrlich zu dir bist und den Hund auswählst, der wirklich zu dir passt.
Frage dich: Passt der Hund zu meiner Lebenssituation?
Sei realistisch, nicht romantisch. Nicht jeder Traumhund ist für jeden Menschen der richtige.
Wähle bewusst – lieber kleiner, ruhiger und anpassungsfähiger, als groß, wild und unkontrollierbar.
Wenn du diese Fragen für dich beantworten kannst, dann erwartet dich eine Zeit voller Liebe, Bewegung, Struktur und Freude – und dein Hund wird dankbar sein, dass er einen Menschen gefunden hat, der ihn nicht nur wollte, sondern ihm auch wirklich gerecht wird.
© Dirk & Manuela Schäfer – Alle Rechte vorbehalten.
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